Liebe Christina, liebe Julia, liebe Oma, manchmal ist das Wort NICHTS. Wie sich dann mitteilen? Ich ringe um die richtigen Worte, wissend, kein Schmerz wird dadurch grösser oder kleiner, kein Trost umfassend, ausgedehnt genug.
Als ich Ingrid zum ersten Male sah, fiel mir sofort das Brennen in ihren schönen wachen Augen auf, und als sie dann lachte, wurde sie noch viel schöner als sonst. Selten ist mir ein Wesen begegnet, dessen Erlebniswelt so verschieden zu der meinigen war und welche das nicht störte. Im Gegenteil: ein tiefes Verstehen, ein riesiges Vertrauen und allergrösste Sympathie kennzeichneten unsere enge Freundschaft auch über die vielen Kilometer hinweg. Ihre ganz eigene Klugheit, welche sie niemals zur Schau stellte, ihr Mutterwitz, ihre Fähigkeit zur Hingabe und zur Empathie, ihr Humor und ihre,Grossherzigkeit, all dies machte Ingrid so wertvoll und besonders für mich. Ingrid wird mir fehlen: Auf Balkonen in der Sonne, auf Shoppingtour, beim Kartenspiele, beim Baden im See, beim Sondieren verschiedenster Kuchentheken, auf dem Schlossberg in Graz, beim Spazieren gehen und dabei singen, im Diglas in Wien, an Sommertagen zwischen Wiesen und Feldern (das Schlendern wie durch eine Ansichtskarte) bei ernsten Gesprächen, wenn die Verzweiflung anklopft. Aber etwas in mir denkt stets an sie und wird nichts vergessen. Ich bin dankbar, diese kostbaren Jahre mit ihr geschenkt bekommen zu haben. Unser unsichtbares Band, wie auch unser gemeinsames Lachen wird bleiben und besteht weiter durch Raum und Zeit.
Liebe Trauerfamilie, ich sende Euch mein aufrichtiges und tiefes Mitgefühl.
Harriet